
Hanna Gansch
Maturajahr 2007
Position: Geschäftsführerin
seit 2015
Firma: NG Green Innovations GmbH
Brache: Tischlerei und Maschinenhandel
„Du musst an dich und deine Vision glauben. Es werden viele kommen und sagen du machst einen Fehler oder es ist falsch. Wenn du wirklich daran glaubst und hart dafür arbeitest, dann musst du nur noch durchhalten. Es wird funktionieren.“
Hanna Gansch, Mjg. 2007
Hanna Gansch [Mjg. 2007] hat in der Puls4 Start-up Show ihr Produkt den Fräsinator vorgestellt und konnte Hans-Peter Haselsteiner für eine Investition gewinnen. Hier erzählt sie ihre Geschichte.
Von meinen Eltern wurde ich sehr umweltbewusst erzogen. Sie hatten immer den Wunsch, dass ich eines Tages auf die Umweltschule gehen würde. Mir persönlich war das damals relativ gleich. An meinem ersten Schnuppertag in Ysper, war ich jedoch begeistert vom Lehrprogramm und der alternativen Schulführung. Ich kann mich noch gut an das Tümpelaquarium erinnern. Die damaligen Schüler.Innen waren offen und herzlich – ich habe mich auf Anhieb wohl gefühlt.
Die ersten beruflichen Erfahrungen.
Die Zeit in Ysper war definitiv einer der schönsten Lebensabschnitte. Eines meiner Lieblingsfächer war damals Mikrobiologie. Das hat mich auch maßgeblich zum Studium medizinische und pharmazeutische Biotechnologie am IMC Krems inspiriert. Nach meinem Masterabschluss habe ich begonnen bei der Firma Baxter in Orth an der Donau zu arbeiten. Nach einem Jahr stand für mich fest – so kann ich nicht mein restliches Leben weitermachen.
Die Umorientierung.
Es verging einige Zeit, in der ich nicht wusste was ich machen sollte. Eines Tages hat mir eine ehemalige Studienkollegin von Ihrem neuen Umweltstudium am IMC vorgeschwärmt. Plötzlich war mir ganz klar wie es weitergehen sollte. Ich begann mein zweites berufsbegleitendes Studium Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement, wieder am IMC Krems. Kurz vor Beginn meines Studiums wechselte ich auch beruflich nach Wien in die Projektgruppe für die Wiedereröffnung des Standorts Baxter Krems.
Studienabschluss: Klappe, die Zweite.
Ich habe mir relativ bald Gedanken über das Thema meiner Masterarbeit gemacht, da ich mir vorgenommen habe, bald zu beginnen und am ehestmöglichen Termin abgeben zu können, um mir nicht (wie die letzten Male) bis zur letzten Deadline Zeit zu lassen. [Spoileralarm: in der Realität wurde die Arbeit statt zum Semesterende Juni 2016 erst im Februar 2017 fertig – der Plan hat also ganz toll funktioniert].
Die Erfindung.
Wie ich zu der Erfindung gekommen bin, ist schwer zu erklären. Die Technologie (heutige NG Green Technology) wurde von der Familie meines Exfreundes erfunden, die ich damals auch in deren Firma unterstützt habe. Leider haben sie es nicht geschafft das Ding zum „fliegen“ zu bringen. Eine sehr komplizierte Geschichte – die hier den Rahmen sprengen würde. Ich habe mich auf jeden Fall bei der Suche nach einem Thema für meine Abschlussarbeit an die Erfindung erinnert. Ich wollte diese energiesparende Technologie in ein Windrad einbauen und meine Erkenntnisse in meiner Masterarbeit verwerten. Bei der ersten Besprechung, die wir mit dem Erfinder hatten, hat irgendwie eines zum anderen geführt, mein Vater und ich haben das Patent kurz vor dem Auslaufen verlängert und im August 2015 die NG Green Innovations GmbH gegründet.
Die ersten Schritte als Unternehmerin.
Ein Jahr lang hatte ich Studium, Firma und normale Arbeit bei Baxter gleichzeitig zu bewältigen. Da war ich schon ziemlich am Limit meiner Kapazitäten. Ich habe mich dann entschieden, alles auf eine Karte zu setzen und habe bei Baxter gekündigt. Ein Monat bevor der Standort in Krems ohnehin geschlossen wurde. Tja, so kann es laufen. Im Unternehmensgründungsprogramm habe ich mein Studium abgeschlossen und mich hauptberuflich um den Fräsinator gekümmert. Schnell wurde klar, so serienreif wie wir dachten, ist der Fräsinator nicht. Das Ausmaß der notwendigen Investition wurde uns langsam bewusst und somit brauchten wir einen Investor bzw. einen Entwicklungspartner. Ich kann die Zahl der Niederschläge in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr nachzählen – es waren auf jeden Fall viele! Wir haben wirklich nichts unversucht gelassen. Ich dachte mir, egal was du machst, Hauptsache du machst etwas und sitzt nicht einfach nur herum und wartest, dass es von selbst gut wird. Ich habe in jedem Wirtschaftsforum gepitcht, wir hatten Termine bei Maschinenbauern und vieles mehr.
Der Weg zu 2Min2Mio.
Im vergangenen Sommer war ich eben auch beim Casting für „2 Minuten 2 Millionen“, der Start-up Show von Puls4. Bei denen bin ich gut angekommen, deshalb hat es mich auch überrascht, dass wir für die Show eine Absage bekommen haben. An dem Tag, an dem unser potentieller Entwicklungspartner einen Rückzieher gemacht hat, und ich kurz davor war aufzugeben, hat plötzlich Puls4 angerufen. Bei der Show ist ein Start-up ausgefallen, in sieben Tagen könnten wir vor die Investoren treten und präsentieren. Ich konnte die Vorbereitungszeit noch auf zehn Tage erhöhen, die wir auch intensiv genutzt haben und dann war es auch schon so weit. Ich war unbeschreiblich nervös. Kurz bevor die Tür aufgegangen ist, hat mir der nette Puls4 Mitarbeiter noch gesagt: „Brauchst net nervös sein. Bei uns gibt’s keine Verlierer“. Recht hat er gehabt.





Der Fräsinator
Das Kernstück des Fräsinators ist ein patentiertes Schaufelrad, das bis zu 60% Energie einspart. Dadurch kann der Fräsinator nicht nur Schnee bearbeiten (wie herkömmliche Fräsen), sondern auch viele andere Schüttgüter wie zum Beispiel Hackgut, Sand, Mais, Getreide, Silage, Kompost und vieles mehr. Der Fräsinator schafft dies alles in einer Maschine.
Hans-Peter Haselsteiner investiert in den Fräsinator.
An den Pitch vor den Investoren kann ich mich kaum erinnern – ich bin aber froh, dass ich trotzdem gut funktioniert habe da drin. Vor der Ausstrahlung der 2Min2Mio-Show, haben uns wenige ernst genommen. Wie oft ich gehört habe, dass die Idee nix taugt und dass das niemals was wird und keiner einen Fräsinator braucht! Es war keine leichte Zeit. Jetzt, wo wir endlich einen Partner haben, um weiterzumachen, sind die Zweifler leiser und weniger geworden. In der Zeit zwischen Dreh und tatsächlicher Ausstrahlung (vier Monate), habe ich mich auch in die Tischlerei meines Vaters eingearbeitet, da er durch seine Krebserkrankung Unterstützung gebrauchen konnte. Auch hier möchte ich bald die kaufmännische Geschäftsführung übernehmen und meinen Vater nach seiner erfolgreichen Therapie entlasten.
Die Zukunft.
Mein Alltag ist im Moment sehr turbulent. Alltag kann man prinzipiell auch nicht sagen, da jeder Tag anders ist. Im Endeffekt arbeite ich fast doppelt so viel, verdiene nicht eimmal die Hälfte und könnte trotzdem nicht glücklicher sein. Meine Woche beinhaltet zum Beispiel: Managementtermine mit Produktions- und Vertriebspartnern, Informationsaustausch mit unserem neuen Teampartner bzw. dessen Assistenz, Materialbestellungen in der Tischlerei, wenn Zeitnot besteht, werden einfache Dinge (die sogar ich tun kann) auch von mir übernommen. Dann wieder ein bisschen Traktor fahren (fräsen), eventuell Fräse zusammen- oder auseinanderbauen. Möbelmontagen planen, kleine und größere Krisen (versuchen zu) bewältigen, Kundengespräche, Büroarbeit und das Ganze dann auch auf Instagram und Facebook kommunizieren.
In der Woche nehme ich mir einen Tag frei (Samstag oder Sonntag), an dem ich versuche nichts zu arbeiten. In einem Familienbetrieb ist es nicht einfach am Wochenende nicht über die Arbeit zu sprechen. Ich denke, sobald sich in der Tischlerei alles eingespielt hat, wird es auch etwas ruhiger werden. In unserem Start-up geht es hoffentlich weiterhin bergauf, da wird es wohl noch länger nicht ruhig werden, aber das ist in Ordnung. Ich freue mich schon sehr darauf!
Das Wichtigste, das ich damals gesagt bekommen habe, und jedem, der ein Start-up gründen bzw. einen unkonventionellen Weg einschlagen möchte, ans Herz legen kann: „Du musst an dich und deine Vision glauben. Es werden viele kommen und sagen du machst einen Fehler oder es ist falsch. Wenn du wirklich daran glaubst und hart dafür arbeitest, dann musst du nur noch durchhalten. Es wird funktionieren.“
ERFOLGSSTORY FRÄSINATOR Videobeitrag auf Puls 4.