Studienreise 2017 | Rückkehr nach Tokaj

Eine Auffrischungstour ungarischer Kultur – Absolventenverbandsreise
von 21. bis 24. September 2017.

Ein Sommer wie damals.

„Liebe Junge!“, begrüßt uns der mittlerweile pensionierte Professor Dankó Jozsef, der sich wie bei der ersten Absolventenreise vor 15 Jahren auch diesmal bereit erklärt, uns durch Tokaj und Umgebung zu führen. Die Änderungen am Programm zur damaligen Reise sind minimal – quasi eine Tokaj-Auffrischungstour.

„Internat ist wie früher, aber schlechter“, war der pessimistische Einstiegssatz seiner Erklärungen. Die Duschen liegen immer noch am Gang, man wartet weiter auf die große Renovierung. Doch schon bei der Schulführung gibt es einige Neuerungen zu sehen, etwa SchülerInnen bei der nun täglichen Turnstunde oder das neue, vom europäischen Bildungsfond Norwegens gesponserte Labor. Auch neue Ausbildungsschwerpunkte gibt es: Polizeiwesen und Bürowesen. Bürokratie werde ja wichtiger, heißt es (mit einem Anflug von Ironie).

Auch außerhalb der Schule sind Veränderungen zu bemerken. So gibt es nun viele neue Shops, eine hippe Weinbar („Angyal“), während die Tore der wohlbekannten, aber mittlerweile übersiedelten „Strandbar“ geschlossen blieben. Dazu findet man allgegenwärtig Tafeln über die Höhe von EU-Förderungen: am neuen Weinmuseum, an der kürzlich errichteten Jesus-Statue, an der Schnapsbrennerei „Bestillo“ und sogar beim Kanu-Verleih. Aber nicht alle geförderten Projekte sind sinnvoll. Ein Radweg endet im Nirgendwo, ein anderer führt nach Nyíregyháza. „In Brüssel oder Budapest wird das entschieden“, meint Professor Dankó dazu, „aber niemand fährt hier.“

In vielen Wohnhäusern und Geschäften hängen aber auch andere Tafeln: „Eladó“ – zu verkaufen. Besonders schmerzt auch die Abwanderung junger Leute, vor allem nach Budapest, Deutschland oder England.

Neu fallen allerdings manche Denkmäler alter ungarischer Nationalhelden auf. Dazu passend sieht man in der Burg Boldogkö Modelle historischer Schlachten – darunter der Mongolensturm, die Eroberung Mittelungarns durch die Osmanen sowie der Aufstand von Fürst Rákóczi, der Louis XIV dazu veranlasst haben soll, den Tokajer Wein als Vinum Regum, Rex Vinorum zu adeln – Wein der Könige, König der Weine.

Ansonsten ist alles wie früher: üppiges Essen, freundliche und bemühte Gastgeber, kuriose Produkte bei der Firma Geoproduct (leider ohne den mittlerweile verstorbenen Gründer, aber stattdessen mit neuem Multi-Level-Marketing-System), guter Wein und schlechte Witze im Weinkeller von Hollókói Mihály.



Alexander Lunzer

Maturajahrgang 2004

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