
Martin Saahs
Maturajahr 2004
Position: Geschäftsführer
seit 2014
Firma: dieNikolai
Brache: Demeter Traubenkosmetik
„Gemeinsam mit einem großartigen Team und verschiedenen Partner:innen, haben wir es geschafft, die weltweit erste Demeter zertifizierte Traubenkosmetik zu entwickeln. Unter dem Namen dieNikolai werden aus den Rohstoffen des Weinguts Gesichtspflegen, Gesichtsreinigungen, Hand- und Lippenpflegen hergestellt.“
Martin Saahs, Mjg. 2004
YA: Martin, die Saahs Brüder sind ganzen Generationen von HLUW-Absolvent:innen ein Begriff. Nicht zuletzt aufgrund des guten Weines. Du hast ein neues Standbein gegründet. Was war die Motivation zur Gründung der Naturkosmetiklinie dieNikolai?
Nachdem ich meine Studien in Innsbruck abgeschlossen hatte, wusste ich nicht wirklich wohin mich meine berufliche Laufbahn führen wird. Ich habe danach unter anderem als Unternehmensberater im Bereich Organisations- und Personalentwicklung gearbeitet. 2014 kam dann die Idee auf, wieder zurück an den Familienbetrieb zu gehen. Da zu diesem Zeitpunkt schon einige Jahre Nikolaihof Rohstoffe an die Naturkosmetikbranche geliefert wurden, fiel gemeinsam mit dem HLUW-Klassenkollegen Günter Stöffelbauer [Mjg. 2004] der Entschluss, eine neue Kosmetiklinie auf Basis der Traube zu entwickeln.
YA: Was macht deine Firma?
Gemeinsam mit einem großartigen Team und verschiedenen Partner:innen, haben wir es geschafft, die weltweit erste Demeter zertifizierte Traubenkosmetik zu entwickeln. Unter dem Namen dieNikolai werden aus den Rohstoffen des Weinguts Gesichtspflegen, Gesichtsreinigungen, Hand- und Lippenpflegen hergestellt. Mittlerweile werden zahlreiche bisher ungenutzte Rohstoffe vom Nikolaihof kosmetisch aufbereitet und verarbeitet. Das Sortiment wird stetig weiterentwickelt. Dazu ist es nicht nur notwendig ansprechende Kosmetikartikel zu kreieren, sondern zusätzlich auch jegliche Tiegel, Flaschen, Etiketten, Umverpackungen und vieles mehr. Natürlich stellt auch der Vertrieb eine besonders große Herausforderung dar. Anfangs haben wir jeden einzelnen potentiellen Kunden persönlich besucht, um dieNikolai zu präsentieren. Mittlerweile haben wir ein tolles Vertriebsteam, das in Österreich und Deutschland die KundInnen besucht. Zusätzlich gibt es auch internationale PartnerInnen, die unsere Pflegen vertreiben. Aktuell ist dieNikolai in Geschäften in fünf Ländern verfügbar, womit wir heuer einen Absatz von etwa 25.000 Produkten erzielen werden.
YA: Was sind oder waren die Herausforderungen?
Die größten Herausforderungen lagen einerseits in der Entwicklung einer neuen Kosmetiklinie an sich, inklusive aller Zertifizierungen und der Erfüllung der rechtlichen Bestimmungen, andererseits in der Selbstständigkeit, die einem sehr viel abverlangt. In unserem Fall kann man sagen, dass man mit etwa vier bis fünf Jahren rechnen muss, bis man auf einem Gehaltsniveau ist, das zumindest in die Nähe eines aus früheren Anstellungsverhältnissen kommt.
YA: Welchen Tipp hast du für andere Absolvent:innen, die planen sich selbstständig zu machen?
Wie oben schon erwähnt, stellt die Gründung eines Unternehmens an sich schon eine ganz große Herausforderung dar, ganz unabhängig davon ob die Geschäftsidee erfolgsversprechend ist. Neben dem langen Atem, den man mitbringen muss, auch finanziell, ist die Planung in Form eines Business- und Finanzplans ein essentieller Punkt. In den meisten Fällen gibt es noch niemanden, der genau diese Idee mit denselben Ressourcen umgesetzt hat. Die einzige Möglichkeit den Erfolg seines Vorhabens zu messen, ist es diesen mit den Zielen aus der Planung zu vergleichen. Wir haben einen 5-Jahres-Plan geschrieben, in dem festgehalten wurde, welches Produkt über welchen Kanal verkauft wird und wie viel Umsatz dadurch generiert wird. Obwohl der Plan geschrieben wurde, bevor ein einziges Produkt auf dem Markt war, holen wir diesen Plan Monat für Monat hervor, um unsere tatsächlichen Zahlen damit zu vergleichen und die nötigen Schlüsse daraus zu ziehen.
YA: Du bist jetzt Geschäftsführer. Was machst du da konkret?
Da wir in vielerlei Hinsicht ein klassisches Startup mit flacher Hierarchie und sehr wenigen MitarbeiterInnen sind, muss/darf man als Geschäftsführer sehr viele Aufgaben aus dem täglichen Betrieb übernehmen. Das reicht vom Verpacken der Bestellungen aus dem Online-Shop, bis hin zum – ganz aktuell – Schälen der Weintrauben für den Traubenschalen-Auszug. Natürlich ist wichtig, dass man sich vom Tagesgeschäft nicht gänzlich vereinnahmen lässt und auch den strategischen Aufgaben und der Personalführung genügend Zeit einräumt. Wir führen, wie bereits beschrieben, ein sehr detailliertes Reporting, um Monat für Monat alle Umsätze und Verkaufszahlen im Auge zu behalten und bei Bedarf reagieren zu können.
YA: Was kannst du von der HLUW-Ausbildung jetzt in deinem
Beruf gut benötigen?
Speziell die betriebswirtschaftlichen Inhalte, sowohl die Theorie als auch die Praxis, etwa aus der Übungsfirma, sind sehr hilfreich. Gerade aus den Möglichkeiten das Gelernte praktisch umzusetzen, zum Beispiel im Rahmen der Organisation des Maturaballs oder anderen Veranstaltungen, habe ich mir einige Soft Skills angeeignet, die mir heute noch helfen Verhandlungen zu führen, diplomatisch zu agieren und professionell aufzutreten. Bei den naturwissenschaftlichen Fächern hätten ein paar zusätzlich investierte Stunden in die Prüfungsvorbereitung bestimmt geholfen, mich aktuell im Bereich der Produktentwicklung und Zertifizierung etwas rascher einarbeiten zu können.
YA: Herzlichen Dank!
Matin Saahs ist langjähriges Mitglied des Absolvent:innenverbandes.
Das Interview führte Stefan Hollaus.